Das FeuerzeugSeite 7 / 9
Morgens früh kam der König und die Königin, die alte Hofdame und alle Offiziere, um zu sehen, wo die Prinzessin gewesen war.
»Da ist es!« sagte der König, als er die erste Tür mit einem Kreuze sah.
»Nein, dort ist es, mein lieber Mann!« sagte die Königin, als sie die zweite Tür mit dem Kreuze sah.
»Aber hier ist eins und dort ist auch eins,« riefen alle; wohin sie sahen, waren Kreuze auf den Türen. Da mußten sie einsehen, daß ihnen das Suchen nichts helfen würde.
Doch die Königin war eine sehr kluge Frau, die mehr konnte, als bloß in der Kutsche fahren. Sie nahm ihre große goldene Schere, schnitt ein großes Stück Seidenzeug in Stücke und nähte einen kleinen niedlichen Beutel; den füllte sie mit feiner Buchweizengrütze, band ihn der Prinzessin auf den Rücken und als das getan war, schnitt sie ein kleines Loch in den Beutel, so daß die Grütze den ganzen Weg bestreuen mußte, den die Prinzessin nahm.
In der Nacht kam nun der Hund wieder, nahm die Prinzessin auf seinen Rücken und lief mit ihr zu dem Soldaten hin, der sie so lieb hatte und so gerne ein Prinz gewesen wäre, um sie zur Frau zu bekommen.
Der Hund merkte gar nicht, wie die Grütze den ganzen Weg entlang vom Schlosse bis zum Fenster des Soldaten streute, wo er die Mauer mit der Prinzessin hinauflief. Am Morgen konnten der König und die Königin genau sehen, wo ihre Tochter gewesen war, und da nahmen sie den Soldaten und warfen ihn in den Kerker.
Da saß er nun. Hu, wie dunkel und langweilig das war, und überdies sagte man zu ihm: »Morgen wirst du gehängt«. Das war nicht eben angenehm zu hören, und sein Feuerzeug hatte er zuhause im Wirtshause vergessen. Am Morgen konnte er durch die eisernen Stangen vor dem kleinen Fenster sehen, wie das Volk aus der Stadt eilte, um ihn hängen zu sehen. Er hörte die Trommeln und sah die Soldaten marschieren. Alle Leute waren unterwegs; da war auch ein Schusterjunge mit Schurzfell und Pantoffeln, der lief so im Galopp, daß sein einer Pantoffel abflog und gerade gegen die Mauer, wo der Soldat saß und zwischen den Eisenstangen herausguckte.