Ludwig Heinrich von Nicolay (1737-1820)
Es war einmal ein dicker, fetter Mops.
Der ging, wie Möpse gehn, auf allen vieren
Beim hellen Mondenschein spazieren.
Da kam ein Graben in die Quer und hops!
Sprang auch der dicke, fette Mops –
Hinüber, meint ihr? Nein,
Er sprang zu kurz und fiel hinein,
gestürzt von seiner schweren Masse.
Und als er endlich der Gefahr
Des Todes kaum entronnen war,
So stellt er sich recht mitten auf die Gasse
und fängt euch da ein Schelten an,
dass man sein eignes Wort nicht hören kann.
Wem sollte aber dieses Schelten
Wem meint ihr wohl? Dem Monde gelten,
Und der hat ihm doch nichts getan!
Er schalt ihn aber: Bärenhäuter,
Ochs, Esel, Schlingel und so weiter
Warum? Mops glaubt, des Mondes sanftes Licht
Sei schuld an seinemFall und wars doch nicht.
Der Mond, nicht wahr, der schalt doch wieder?
O nein, sah lächelnd auf den Mops hernieder
Und fuhr, als gings ihn garnichts an,
Lustwandelnd fort auf seiner Himmelsbahn,
Und wird seitdem, wie jedermann bekannt,
noch immer Mond, nie Ochs genannt.