Der kleine DäumlingSeite 10 / 10
Mit den Schätzen des Riesen konnten nun die armen Leute trotz aller Hungersnot herrlich und in Freuden leben, und das taten sie auch gewissenhaft und luden alle armen Leute und Nachbarn dazu ein. Aber Däumling sagte: »Ich bin keine Schnecke, die immer das Haus auf dem Buckel hat, und wenn man Siebenmeilenstiefel hat, muß man seinen Weg machen. Das ist nur recht und billig. Ich gehe zum König und werde Kurier!«
Der König war über die Maßen froh, einen solchen Kurier zu haben, der ihm täglich einigemal Nachricht von seiner Armee, die fern im Felde stand, bringen konnte, denn schon damals waren die Leute so dumm, Kriege zu führen. Es war für den König sehr bequem, seine Soldaten von seiner Stube aus kommandieren zu können, vor den Kugeln sicher, nichts von Regen und Kälte und Ermüdung zu leiden und doch ein großer Feldherr zu sein. Dafür war er dem Däumling sehr dankbar und bezahlte ihm jeden Weg aufs beste. Als endlich der Friede geschlossen und der König vor die Stadt geritten war, um einen feierlichen Einzug in die Stadt zu halten, ernannte er den Däumling zum Gesandten.
So war der kleine Däumling ein großer Herr geworden, und in seinem Wappen standen in goldenen gotischen Lettern die Worte: Selbst ist der Mann!