EselshautSeite 11 / 14
Der Ring stellte ein feines, mit einem Smaragd geschmücktes gewundenes Schilfrohr vor, und der Reif war ein so feiner, so feiner, daß er nur dem zartesten Finger passen konnte.
Er küßte und herzte den Ring auf das zärtlichste. Der Besitz des Ringes regte den Prinzen noch heftiger auf. Den Kuchen, sagte er sich, habe ich erhalten. Ob ich aber auch die Kuchenbäckerin erringe? Alle Welt spricht schlecht von ihr. Ich mache mich lächerlich, wenn ich meine Liebe zu ihr eingestehe. – Und sage ich, was ich durchs Schlüsselloch gesehen, so verrate ich, daß ich durch Schlüssellöcher sehe, und man hält mich für verrückt, weil es niemand glauben wird.
Die Ärzte erklärten endlich, der Prinz müsse liebeskrank sein.
König und Königin stürzten herbei, baten ihn, er möchte nur seine Liebe bekennen, und schworen, daß sie zu jeder Verbindung ihre Einwilligung geben würden.
»Oh«, lächelte der Prinz, »eine arge Mißheirat kann es nicht werden mit einer Person, die einen solchen Ring zu tragen imstande ist.« Und so sprechend, zog er den Ring hervor und zeigte ihn den erhabenen Eltern.
Diese prüften ihn als Kenner und waren ebenfalls der Meinung, daß der Ring nur einer Tochter hoher Herkunft passen könne. Und darauf beschwor der König seinen Sohn, sich mit der Genesung zu beeilen, und befahl, daß man mit Paukenschall und Trompetenklang in der ganzen Stadt verkündige, daß alles, was weiblich sei, in den Palast komme, um den Ring zu probieren und, wenn er passe, den Prinzen zu heiraten.
Man hatte das kaum verkündigt, als sie sich schon in Scharen herandrängten: Zuerst kamen die Prinzessinnen, dann die Herzoginnen, dann die Gräfinnen, dann die Freifräulein und solche, die es werden wollten – umsonst, umsonst! Keiner wollte der Ring passen. Man kam mit dem Probieren bis herunter auf die Nähmädchen – ebenfalls vergebliche Mühe, der gesuchte zarte Finger fand sich nicht.
