EselshautSeite 13 / 14
Nun aber ging's los! Wer war überrascht? Wer sonst als der König und die Königin und alle Kammerherren und alle Großen der Krone, als hinter der Eselshaut das weißeste, zarteste, lieblichste, kußlichste, rosigste Händchen hervorkam, auf dessen dicksten Finger der Ring schlüpfte, als ob er es nicht erwarten könnte, und als endlich die Prinzessin eine leichte Bewegung mit der Schulter machte, wie wenn man einen Mantel abwirft, und die Eselshaut abfiel, und sie dastand in ihrer unbeschreiblichen Schönheit und Pracht.
Schon lag der Prinz zu ihren Füßen und drückte sein Gesicht an ihre Knie, und schon hielten die Eltern bei ihr um sie für ihn an. Die Prinzessin glaubte Erklärungen geben zu müssen und öffnete eben den Mund, als sich die Decke des Saales öffnete, die Fliederfee auf einem Fliederwagen herniederstieg und sofort die ganze wunderbare Geschichte erzählte.
Glücklich verdoppelten die hohen Eltern ihre Freudenausbrüche, und der Prinz liebte sie womöglich noch heftiger. Und wie mußte er sie erst lieben, als sie noch einen neuen Beweis von Tugend auf alle alten häufte und erklärte, daß sie es nicht für schicklich halte, sich ohne Einwilligung ihres Vaters zu verheiraten. So schickte man denn gleich eine Gesandtschaft an ihn ab, um ihn zur Hochzeit einzuladen, ohne weiter viel von der Braut und ihrem Geschlecht zu sagen. Die Fee hatte es so angeordnet von wegen der Folgen. Bald kamen die eingeladenen Könige von allen Seiten her: die einen in der Sänfte, die anderen im Wagen, die dritten, vierten und fünften auf Elefanten, Löwen, Tigern reitend, manche sogar auf Adlern, auf einfachen wie auf Doppeladlern. Aber am prächtigsten kam der Vater der Prinzessin daher, welcher glücklicherweise seine sündhafte Schrulle längst vergessen und eine schöne Königin geheiratet hatte.
Das war ein Wiedersehen! Die Prinzessin warf sich ihm zu Füßen. Er verzieh ihr, und dann verzieh sie ihm, dann umarmten sie sich, und alles endete in Glück und Freude. Die Eselshaut aber wurde in das Wappen des Königshauses aufgenommen zur ewigen Erinnerung, daß man auch in solcher Haut durch die Welt kommen und die Throne mehrerer Königreiche besteigen könne.
