EselshautSeite 9 / 14
Der Prinz sah wohl ein, daß diese dummen Leute die wahre Wahrheit nicht kannten, und fragte nicht weiter.
Im Palaste angekommen, war er bereits arg verliebt, und fortwährend tanzte ihm das Bild jener Herrlichen, die er durchs Schlüsselloch gesehen, vor Augen. Er machte sich Vorwürfe, die Türe nicht doch eingestoßen zu haben, und nahm sich vor, es das nächstemal gewiß zu tun. Aber noch in derselben Nacht zog ihm sein erhitztes Blut ein solches Fieber zu, daß er in Lebensgefahr schwebte.
Seine Mutter, deren einziges Kind er war, sah mit Verzweiflung, daß kein Mittel anschlug. Sie versprach den Ärzten die höchsten Belohnungen, aber deren Kunst erwies sich, wie so oft, als ohnmächtig. Sie machten lange Gesichter, schnupften, ließen die Köpfe hängen, schüttelten die Perücken, sprachen lateinisch – das war alles, was sie tun konnten. Aber damit lockt man keinen Hund vom Ofen.
Endlich wurde es etwas heller in ihren Köpfen, und sie hatten einen Gedanken. »Der Prinz«, sagten sie, »hat einen tödlichen Kummer«, und sie beeilten sich, diese Entdeckung der Königin mitzuteilen.
Die Königin setzte sich an das Bett ihres Sohnes und beschwor ihn, ihr die Ursache seines Grames zu vertrauen.
»Ach, mein Sohn«, nahm die Königin das Wort, »dein Leben zu retten, ist mir nichts zu teuer, nichts zu schwer. Rette du das unsrige, indem du aufrichtig erklärst, was du willst, was dich grämt, und sei gewiß, daß alles geschehen wird, was, wie unser Erster Minister zu sagen pflegt, geschehen werden kann.«
»Nun, teure Mutter«, rief der Prinz, »wenn dem so ist, wenn es sich um Euer teures Leben handelt, wäre es Sünde, länger mit meinen Gedanken und Wünschen hinter dem Berge zu halten. So sei es gesagt: Ich wünsche, daß mir Eselshaut einen Kuchen backe und daß er mir, kaum gebacken, sofort vorgesetzt werde.«
