EselshautSeite 8 / 14
Das tat sie denn auch pünktlich, steckte Blumen und Diamanten ins Haar und frisierte dieses, das wie von Gold und außerordentlich reich und lang war, mit der ausgesuchtesten Kunst. Sie bedauerte nur, daß sie als Zeugen ihrer Schönheit niemand anders um sich hatte als ihre Truthühner, Schafe und Schweine, denen sie als Eselshaut ebenso lieb war wie als schönste Prinzessin. »Eselshaut« nämlich war, nach ihrer Toilette, ihr bleibender Name geworden.
Eines Tages, es war gerade ein Feiertag, und Eselshaut hatte das Sonnenkleid angetan, kam der Prinz, von einer Jagd zurückkehrend, in diese Meierei, die ihm gehörte. Der Prinz war jung, schön, wohlgestalt, geliebt vom König, seinem Vater, und von der Königin, seiner Mutter, und im Volke außerordentlich angesehen. Er ließ sich herab, bei der Pächterin ein gutes ländliches Mahl einzunehmen und dann die ganze Meierei von unten bis oben in allen Winkeln zu durchstöbern.
So kam er auch in einen dunklen Gang und am Ende desselben an eine verschlossene Türe. Hier hatte er nichts Eiligeres zu tun, als durchs Schlüsselloch zu blicken. Man kann nicht wissen, dachte er, was man durch ein Schlüsselloch zu sehen bekommt. Durch ein Schlüsselloch, wie klein es ist, sieht man oft große Dinge. Er täuschte sich nicht. Er sah die wunderschöne Prinzessin, die er in ihrem majestätischen Blick für eine Fee hielt. Am liebsten hätte er die Türe gleich eingetreten, aber der Anblick der Prinzessin flößte ihm so großen Respekt ein, daß er es denn doch bleiben ließ.
Er konnte sich nicht trennen von dem Schlüsselloch. Endlich tat er es doch, aber nur, um Erkundungen einzuziehen nach der Person, die in dem Stübchen am Ende des dunklen Ganges wohnte.
Man antwortete ihm, das sei eine Schmutzmagd, namens Eselshaut, die man ihres Schmutzes wegen weder ansehe noch anspreche, die man nur aus Barmherzigkeit ins Haus genommen, um sie die Truthühner und Schafe hüten zu lassen.