Die FeeSeite 3 / 4
Diese antwortete, wie zu erwarten stand: »Bin ich deshalb hierhergekommen, um Euch zu bedienen? Freilich, man nimmt silberne Krüge ganz besonders für die fremde Frau mit! Wie? Meinetwegen trinket, wenn Ihr wollt. Es ist Wasser genug da.«
»Ihr seid nicht höflich, mein Kind«, sagte die Fee gelassen. – »Nun denn, weil Ihr so wenig zuvorkommend seid, beschenke ich Euch mit der Gabe, daß jedes Wort, das Ihr sprechet, aus Eurem Munde als Schlange oder Kröte hervorkomme.«
Sobald ihre Mutter sie erblickte, rief sie ihr entgegen: »Nun, meine Tochter, wie ist's?«
»Nun, meine Mutter, so ist's!« antwortete die Tochter und warf zwei Schlangen und zwei Kröten aus.
»Himmel! Was sehe ich?« schrie die Mutter. »An all dem ist deine Schwester schuld, sie soll es büßen!«
Sie lief, um die jüngere durchzuprügeln. Das arme Mädchen ergriff die Flucht und versteckte sich im Walde. Da kam der Königssohn von der Jagd zurück, sah sie, und weil sie so schön war, fragte er sie, warum sie so allein im Walde sei und warum sie so weine.
»Ach, mein Prinz«, antwortete sie, »meine Mutter hat mich aus dem Hause gejagt.«
Der Prinz, der aus ihrem Munde ein halbes Dutzend Perlen und Diamanten kommen sah, bat sie um Erklärung dieser schönen Sonderbarkeit. Sie erzählte und erklärte ihm, worauf er sich sogleich in sie verliebte, und bedenkend, daß eine solche Gabe mehr wert sei als irgendeine Mitgift irgendeiner Königstochter, nahm er sie mit heim in seinen Palast und heiratete sie.
Ihre Schwester, die durch die Gabe, Schlangen und Kröten zu sprechen, nicht gewonnen hatte und in deren Umgebung es immer unangenehmer wurde, überwarf sich zuletzt auch mit der Mutter, die sie aus dem Hause jagte. Nachdem sie lange unstet in der Welt umhergeirrt, und da niemand eine Person, die Schlangen und Kröten sprach, bei sich aufnehmen wollte, ging sie im wilden Walde jämmerlich zugrunde.