Der SchweinehirtSeite 3 / 5
"Ach, du lieber Augustin, Alles ist hin, hin, hin!"
Aber das Allerkünstlichste war, daß, wenn man den Finger in den Dampf des Topfes hielt, man sogleich riechen konnte, welche Speisen auf jedem Feuerherd in der Stadt zubereitet wurden. Das war wahrlich etwas ganz anderes als die Rose!
Nun kam die Prinzessin mit allen ihren Hofdamen daherspaziert, und als sie die Melodie hörte, blieb sie stehen und sah ganz erfreut aus, denn sie konnte auch "Ach, du lieber Augustin" spielen. Das war das einzige, was sie konnte, aber das spielte sie mit einem Finger.
"Das ist ja das, was ich kann!" sagte sie. "Dann muß es ein gebildeter Schweinehirt sein! Höre, gehe hinunter und frage ihn, was das Instrument kostet!"
Da mußte eine der Hofdamen hineingehen.
Aber sie zog Holzpantoffeln an.
"Was willst du für den Topf haben?" fragte die Hofdame.
"Zehn Küsse von der Prinzessin!" sagte der Schweinehirt.
"Gott bewahre uns!" sagte die Hofdame.
"Ja, anders tue ich es nicht!" anwortete der Schweinehirt.
"Er ist unartig!" sagte die Prinzessin, und dann ging sie; aber als sie ein kleines Stück gegangen war, erklangen die Schellen so lieblich:
"Ach, du lieber Augustin, Alles ist hin, hin, hin!"
"Höre", sagte die Prinzessin, "frage ihn, ob er zehn Küsse von meinen Hofdamen will!"
"Ich danke schön", sagte der Schweinehirt; "zehn Küsse von der Prinzessin, oder ich behalte meinen Topf."
"Was ist das doch für eine langweilige Geschichte!" sagte die Prinzessin. "Aber dann müßt ihr vor mir stehen, damit es niemand sieht!"
Die Hofdamen stellten sich davor und breiteten ihre Kleider aus, und da bekam der Schweinehirt zehn Küsse, und sie erhielt den Topf.
Nun, das war eine Freude! Den ganzen Abend und den ganzen Tag mußte der Topf kochen; es gab nicht einen Feuerherd in der ganzen Stadt, von dem sie nicht wußten, was darauf gekocht wurde, sowohl beim Kammerherrn wie beim Schuhflicker. Die Hofdamen tanzten und klatschten in die Hände.