Der SchweinehirtSeite 4 / 5
"Wir wissen, wer süße Suppe und Eierkuchen essen wird, wir wissen, wer Grütze und Braten bekommt! Wie schön ist doch das!"
"Ja, aber haltet reinen Mund, denn ich bin des Kaisers Tochter!"
"Jawohl, jawohl!" sagten alle.
Der Schweinehirt, das heißt der Prinz – aber sie wußten es ja nicht anders, als daß er ein wirklicher Schweinehirt sei –, ließ die Tage nicht verstreichen, ohne etwas zu tun, und da machte er eine Knarre. Wenn man diese herumschwang, erklangen alle die Walzer und Hopser, die man von Erschaffung der Welt an kannte.
,Ach, das ist superbe", sagte die Prinzessin, indem sie vorbeiging. "Ich habe nie eine schönere Musik gehört! Höre, gehe hinein und frage ihn, was das Instrument kostet, aber ich küsse nicht wieder!"
"Er will hundert Küsse von der Prinzessin haben!" sagte die Hofdame, die hineingegangen war, um zu fragen.
"Ich glaube, er ist verrückt!" sagte die Prinzessin, und dann ging sie; aber als sie ein kleines Stück gegangen war, blieb sie stehen. "Man muß die Kunst aufmuntern", sagte sie; "ich bin des Kaisers Tochter! Sage ihm, er soll wie neulich zehn Küsse haben; den Rest kann er von meinen Hofdamen nehmen!"
"Ach, aber wir tun es ungern!" sagten die Hofdamen.
"Das ist Geschwätz", sagte die Prinzessin, wenn ich ihn küssen kann, dann könnt ihr es auch; bedenkt, ich gebe euch Kost und Lohn!" Da mußten die Hofdamen wieder zu ihm hineingehen.
"Hundert Küsse von der Prinzessin", sagte er, "oder jeder behält das Seine!"
"Stellt euch davor!" sagte sie dann, und da stellten sich alle Hofdamen davor, und nun küßte er.
"Was mag das wohl für ein Auflauf beim Schweinestall sein?" fragte der Kaiser, der auf den Balkon hinausgetreten war. Er rieb sich die Augen und setzte die Brille auf. "Das sind ja die Hofdamen, die da ihr Wesen treiben; ich werde wohl zu ihnen hinuntergehen müssen!"
Potztausend, wie er sich sputete!
Sobald er in den Hof hinunterkam, ging er ganz leise, und die Hofdamen hatten so viel damit zu tun, die Küsse zu zählen, damit es ehrlich zugehen möge, daß sie den Kaiser gar nicht bemerkten. Er erhob sich hoch auf den Zehen.