EselshautSeite 5 / 14
Gleich am nächsten Morgen tat die Prinzessin, wie die Pate gesagt hatte, und schwor, zu dieser Heirat nicht eher ja zu sagen, als bis sie ein Kleid von der Wetterfarbe besitze.
Der König war entzückt. Er ließ sogleich die berühmtesten Arbeiter des Landes kommen und versprach demjenigen, der ihm ein Kleid von schönster Wetterfarbe fabriziere, die höchsten Würden.
So kam es, daß nach zweimal vierundzwanzig Stunden das bestellte Kleid fix und fertig war.
Der König jubelte, die Prinzessin eilte wieder zur Fee, um neuen Rat zu holen. Diese meinte, es sei nichts zu tun, als auf .dieselbe Weise fortzufahren und noch ein Kleid, und zwar von der Mondfarbe, zu verlangen.
Das tat denn die Prinzessin. Aber schon nach vierundzwanzig Stunden brachte derselbe Arbeiter ein Kleid, das leuchtete wie der Mond und war so schön, daß die Prinzessin darüber ihren Kummer, nicht aber ihre Tugend vergaß. Sie nahm es an sich, fuhr aber fort zu verzweifeln und zu klagen. Jetzt kam die Fee selber heran und riet, ein Kleid von der Farbe der Sonne zu verlangen.
»Die Sonne«, sagte sie, »wird doch hoffentlich die verruchte Industrie nicht nachahmen können! – Und wenn sie es kann, so haben wir doch Zeit gewonnen und können uns indessen auf anderes besinnen.« So verlangte denn die Prinzessin ein Sonnenkleid.
Der König war unterdessen, gerade infolge des fortgesetzten Widerstandes, so verliebt geworden, daß er auch darauf einging. Er gab her, was er an Diamanten und Rubinen besaß, und befahl, daß man ein Kleid verfertige, welches die Sonne nicht nur an Glanz erreiche, sondern sogar übertreffe.
Und siehe da, es kam ein Kleid zustande, das alle, die es sahen, zwang, die Augen zu schließen.
Die Prinzessin war außer sich, die Fee wütend.